Dirtpark Ellingen: „Den richtigen Flow gefunden“
„Push nochmal richtig rein, dann kannst Du die ganze Line in einem Flow durchfahren.“ Was soviel heißt wie: „Gib‘ jetzt nochmal richtig Gas, dann kannst Du die ganze Strecke in einem Zug flüssig durchfahren.“ Das mag nicht jeder verstanden haben, unter Dirtern und Slopestylern war das jedoch eine klare Anweisung. Dass man unter „Dirt“ zwangsläufig „Dreck“ assoziiert, liegt in der Natur der Sache begründet. „Der Begriff Dirt kommt daher, dass man zwei Sprungarten unterscheidet. Bei diesem speziellen Sprung gibt es eine Lücke zwischen Absprung und Landung. In dieser Lücke ist Nichts, manchmal Erde, Steine etc., sehr häufig aber auch Dreck. Daher der Begriff „Dirten“ oder „Dirtbiken“.“ So Valentin Schneider (17 Jahre als), einer der beiden Leiter des Projekts.
Er und sein Kollege Marco Fischer (18 Jahre) wissen, wovon sie sprechen. Als passionierte Mountainbiker und Dirtfahrer haben sie ihr erstes großes Projekt gemeinsam ins Auge gefasst: Die Errichtung eines eigenen Dirtparks. Im Rahmen eines P-Seminars am Werner-von-Siemens-Gymnasium Weißenburg haben die beiden ihre Visionen in Form eines „Pumptracks erstmalig umgesetzt.
Diese Art von Strecke lebt davon, einen Grundschwung aufzubauen und ihn über eine wellenförmige Strecke ohne weiteres Zwischentreten zu halten. Dies geschieht durch gezieltes Be- und Entlasten des Bikes. Ein idealer Einstieg in die Dirtszene, insbesondere für Kids, aber auch für Jugendliche und Erwachsene. Betreut wurde das besagte Projektseminar aus dem Bereich „Sport Erlebnispädagogik“ durch die Sportlehrerin OStRin Christine Hilpert sowie durch die Vorstandschaft des UFC Ellingen. Hilpert stand dem Projekt aufgeschlossen gegenüber und gab den Jugendlichen die Möglichkeit zur freien Gestaltung. Als sportlicher Partner bot sich der UFC Ellingen 1992 e.V. an, der extra für diesen Zweck in Ellingen eine Wiese angepachtet hat und den Jugendlichen neben logistischer und finanzieller Unterstützung auch das nötige Vertrauen und den damit vorhandenen Rückhalt entgegenbrachte. Dazu galt es, bürokratische Hürden zu nehmen. Hier engagierte sich der damalige Landrat Franz-Xaver Uhl und ermöglichte es den jungen Leuten, ohne langwieriges Genehmigungsprocedere ihre Vision in die Tat umzusetzen. Ein weiterer wichtiger „Standortfaktor“ war die aktive Zuarbeit durch die Trocknung Ellingen.
Bauarbeiten
Beim Bau des nahe gelegenen Energiehofs fielen enorme Mengen an Erde an. Diese wurde lasterweise in wochenlanger Arbeit zum Dirtpark geschafft, ohne Entgelt versteht sich. „Ihr könnt die Erde besser brauchen als wir – bei uns liegt sie nur herum“, so Geschäftsführer Michael Röll. Daneben engagierten sich zahlreiche weitere Firmen und Einzelpersonen für das Projekt. Beispielsweise Sebastian Meyer, der seinem „Spezl“ Valentin seinen Minibagger monatelang zur Verfügung stellte. Die Baufirma „ARD“, als ein richtig großer Radbagger gebraucht wurde. Sowie die Baufirma Kamm, als es um die Bereitstellung von Brechsand ging. Herr Schmidtlein aus Ellingen, der mehrere Einsätze mit seinem Radlader absolvierte. Die Brauerei Schneider, die zwei Arbeiter zur Verfügung stellte: So konnte in der „heißen Phase“ mit drei großen Baumaschinen gearbeitet werden. Und immer wieder die Trocknung Ellingen, die auch Transportaufgaben mit übernahm. Daneben engagierten sich zahlreiche Kinder, Jugendliche und Eltern aus Ellingen für dieses Projekt. In unzähligen Arbeitsstunden wurde geschaufelt, gerecht und geklopft. Dass trotzdem finanzielle Mittel notwendig waren versteht sich von selbst. Der Präventionswegweiser e.V. honorierte das Projekt der beiden Schüler als präventive Maßnahme mit einem großzügigen Geldbetrag. Der erste Teil des Dirtparks kann seit Freitag den 25.11. befahren werden. Fahren dürfen übrigens alle – selbstverständlich auf eigene Verantwortung und mit ausreichender Schutzkleidung. Dazu gehört ein Helm, Knie- und Ellenbogenschützer sowie Handschuhe.
Die Bauarbeiten gehen noch solange weiter wie es die Witterung zulässt. Die komplette Fertigstellung der übrigen Strecken ist für Sommer 2012 angedacht. Mehr Infos gibt‘s auf der Facebookseite „Dirtpark UFC Ellingen (http://www.facebook.com/pages/Dirtpark-UFC-Ellingen)“, bei Valentin Schneider (dirtpark@ufc-ellingen.de) sowie unter www.ufc-ellingen.de auf der Spartenseite Radsport.
„Das sieht schon ziemlich flowig aus.“ Das finden nicht nur Valentin Schneider und Marco Fischer, sondern auch die Kids aus Ellingen und Umgebung. Der Dirtpark hat seine Fans bereits gefunden.